Etwas zu spaet kommt der dieswoechige Tipp, nichtsdestotrotz soll er eine grossartige contemporaere Band wuerdigen. Beruehmt wurden sie durch ihren ersten Hit "Rock 'n' Roll Lifestyle" sowie durch mehrere sehr innovative Covers (darunter z.B. ganz genial "I will survive").
Cake heisst die Band, welche einst auf die Frage, weshalb sie als amerikanische Band in Europa mehr Platten verkaufen wuerden, antwortete, Amerikaner wuerden ihre Texte nicht verstehen. Cake ist eine Band, welche sowohl musikalisch wie auch vom Text her nur schwer oder gar nicht einzuordnen ist. Diese Unabhaengigkeit sowie die Furchtlosigkeit vor dem Anecken duerften die einzigen roten Faden durch ihr Werk sein. Der heutige Song ist jedoch nicht von ihnen selbst geschrieben, sondern ein Lied, welches man meinen koennte fuer die Band geschreiben wurde:
Sad Songs and Waltzes,
im Orginal vom unverwuestlichen
Willie Nelson gesungen wie geschrieben.
Das wirklich schoene an diesem Song ist das Spiel auf zwei Ebenen. Einerseits geht es in diesem Song um zerbrochene Liebe und damit verbunden auch um Zorn (wieder einmal :) ) und Rachegelueste. Auf der anderen Seite deckt es ohne umschweife auf, wie Musikbusiness funktioniert und warum alle Top10 Songs gleich klingen. Und man sieht: Mainstream von heute gehorcht den gleichen Mechanismen wie die Countrymusik der 60er, gegen die sich Willie aufgelehnt hat.
Nachdem der Musiktipp letzte Woche infolge meines Aufenthaltes in Wien ausfallen musste, kommt nun die Rache an Wien ;). Während die bisherigen Tipps zu ihrer Zeit international bekannte Songs waren, kommt nun ein Lied, dass es nie wirklich über die österreichischen Landesgrenzen gebracht hatte. Zumindest nicht der Text, den die Melodie selbst stammt von
Ludwig van Beethoven, es ist dies die
Ode an die Freude. Der Text stammt vom Sänger jedoch selbst,
Kurt Sowinetz, in Oesterreich besser bekannt als Schauspieler den als Sänger.
Alle Menschen san ma zwider
ist seine ganz persönliche Interpretation des abartigen Pathos aus Schillergedicht und Beethovensymphonie. Mit unverfärbtem Blick prüft er Inhalt der Hymne und gibt die ungeschminkte Wirklichkeit wieder. Nur eine einzige Zeile kann er "im Orginal" wiedergeben: "Alle Menschen werden prüder."
Seine Sicht der Menschheit mag krud sein, jedoch ehrlich. Seine Worte sind näher am Handeln der Menschen als der Idealismus des 18. Jahrhunderts. Der Mensch ist Tier geblieben, nie Gott geworden.
Nachdem die beiden ersten Tipps eher dem ruhigeren Genre angehörten, wollen wir heute etwas härter werden und uns den Ameikanern zuwenden, welche den europäischsten Punk gespielt hat:
The Stooges. Thematisch wollen wir zurückkehren jedoch zum
Beitrag vor zwei Wochen. Wieder geht es um grenzenlose Wut, diesmal jedoch nicht um kontrollierbare:
Search and Destroy
nennt sich der Song, in welchem der Protagonist aus unbekannten Gründen eine unbeschreibliche Wut in sich aufgestaut hat und diese gerne loswerden würde. Vermutlich unter Drogen wird er sich dessen selbst bewusst und bekommt es mit einer Angst vor sich selbst zu tun. Ob der Schrei nach Hilfe erhört wird, darf stark bezweifelt werden...
Gestern Abend hatte ich unter anderm das Vergnügen, mich mit Rahja unterhalten zu dürfen. Dabei kam es unvermeidlich wieder mal zu diesem Thema (ich frage mich gerade, wer von uns beiden Schuld war... vermutlich war ichs).
Die Frage kam wieder mal auf, weshalb Frauen, die viele Männer hatten, als "leicht zu haben" betitelt werden, Männer jedoch als "tolle Hechte" (oder was auch immer). Der Grund dafür ist der gleiche, wie derjenige für den eklatanten Mangel an Bananen in der DDR.
Nicht, dass es in der DDR keine Bananen zu kaufen gegeben hätte, aber auf zehn Käufer, die je gern eine Banane gekauft hätten, gab es nur 9 Bananen. Nicht weiter schlimm, könnte man denken, dann steht man halt 10 Mal an und geht davon ein Mal leer aus. Doch die Wahrheit ist eine andere... Man steht 10 Mal und geht 9 Mal leer aus. Als Reaktion darauf kauft man das eine Mal, bei welchem es noch Bananen gibt, wenn man an der Reihe ist, gleich alle auf. Man weiss ja nie, ob es noch ein nächstes Mal Bananen gibt. Und auch in Zeiten, in welchen es eigentlich genug Bananen gäbe für alle, kauft der erste alle auf, in der Angst es gäbe nie wieder und die restlichen Kunden geht leer aus.
Genau die gleiche Situation herrscht im Kampf um schnellen Sex. Gross mögen die Unterschiede im Bedürfnis danach zwischen den Geschlechtern nicht sein. Es reicht ein kleiner, oder gar nur das Gerücht, dass ein solcher vorhanden ist, welcher bei Männern zu einer Hamstermentalität führt und dadurch zu einem ernsthaften "Engpass* an "willigen Frauen".
Deshalb ist es nun so, dass Mann eine "Leistung" erbringen musste um auf einen hohen Zählerstand zu kommen, Frau sich hingegen nur bedienen musste.
Rahja hat nun eingewendet, dass diese Asymetrie ein Gegengewicht finde dadurch, dass auf dem Markt der Partnerschaften genau der gleiche Krieg herrsche einfach mit umgekehrten Geschlechterrollen. Dies mag stimmen, jedoch sind die Situationen nicht symetrisch. Wenn ich auf der Suche nach einer Beziehung bin, jedoch diese noch nicht gefunden haben, so hält mich nichts davon ab, wenn ich trotzdem zwischendurch Lust haben sollte, mich auf schnellen Sex einzulassen. Sollte ich jedoch auf der Suche nach schnellem Sex sein und diesen noch nicht gefunden haben, ist es verhältnismässig schwierig, mich kurz zwischendurch auf ein Beziehung einzulassen. Natürlich kann ich kurz so tun als ob, aber dann bin ich halt ein Arschloch. Und es ist eine Frage, ob ich soetwas will (als kleiner Vergleich: ich kann auch problemlos einen Ladendiebstahl begehen, ohne erwischt zu werden, trotzdem mach ichs nicht).
Schlussendlich kam dann noch die zwangsläufige Selbstbezüglichkeit. Rahja machte mir den Vorwurf, wenn es mir damit (schneller Sex) wirklich ernst wäre, so hätte ich kein Problem. Mein Aeusseres etwas abändern, meine Garderobe etwas auf Vordermann bringen und (nach einem Einwand meinerseits) mir ein anderes Auftreten zulegen (schlussendlich ist das Auftreten das Wichtigste am ganzen Theater). Leider funktioniert das mit dem Auftreten nicht ganz so einfach, da das ganze ein positive-feedback-System ist, dass heisst, durch seine extrem hohe Dimensionalität und die verhältnismässig extrem tiefe Dimensionalität des "Erfolgs-unterraumes" bedingt, lernt man nur durch Erfolg, der Informationsgehalt des Misserfolgs ist gleich Null. (Zu deutsch für nicht Mathematiker: die Try-and-error Lernmethode hat keine Chance gegenüber der try-and-success.)
Aber lange Rede, kurzer Sinn. Um zurückzukommen auf die "Ernst"-Aussage (die selbst hab ich gestern Abend nicht beantwortet): Vielleicht ist es mir auch gar nicht ernst, der Grund ist einfach, ich habe keine Lust in bodenlose Fässer zu investieren. Lieber leg ich Geld und Zeit dort an, wo ich zumindest Hoffnung auf einen Return-of-Investment habe.
Der Musiktipp der aktuellen Woche ist ein Lied, welches die Eisenbahn besser als kein zweites beschreibt. Im Orginal geschrieben vom damals noch jungen und absolut unbekannten
Steve Goodman wurde es in der Version vom damals kaum älteren, aber eindeutig berühmteren
Arlo Guthrie zu einem Welthit:
City of New Orleans
Steve Goodman überredete Arlo Guthrie nach dessen Show mit einem Bier, ihm das Lied vorspielen zu dürfen. Arlo akzeptierte widerwillig, aber rang dem jungen Steve gleich darauf das Recht ab, selbst eine Version davon zu veröffentlichen. Nach Arlos Aussage war es "the best beer I ever had".
Der Song selbst beschreibt die Reise mit dem berühmten
"City of New Orleans" von Chicago in ebenjene Stadt. Der Song beschreibt in nachdenklicher Weise den Umgang mit Industrieerbe anhand dieser Fahrt, welche gleichbedeutend einer Fahrt durch Amerikanische Industriegeschichte ist.
Wie immer ist gegen Anfrage eine Version (bzw in diesem Fall beide) per email erhältlich.