Montag, 22. Mai 2006

Monogamie vs. Polygamie

"Der Mann in seinem Urzustand lebt polygam, es ist die Frau, welche ihn zur Monogamie zwingt." So lautet bis heute eigentlich die Meinung der Mehrheit der Bevölkerung wie auch der Studierten. Doch ein Soziologe hat sich letzhin den Stress unter die Lupe genommen, unter welchem die Menschen infolge Partnerwahl in verschiedenen Gesellschaften leiden. Seine erstaunliche Erkenntnis: in einer rein monogamen Gesellschaft leiden Männer und Frauen etwa gleich viel unter Stress, Frauen ganz ein Wenig mehr. Je mehr jedoch Polygamie tolleriert wird, desto mehr verschiebt und vermehrt sich der Stress hin zu den Männern. Monogamie bewahrt Männer vor Stress.

Eine solche überraschende Statistik wollte natürlich auch begründet sein und genau so überraschend, seine Begründung liegt auf der Hand. Jedes Geschlecht bestitzt ein Hauptpaarungsmerkmal, bei den Frauen ist dies die Biologie, bei den Männern die soziale Stufe gemischt mit ökonomischer Potenz. Nun kann man sämtliche Frauen und Männer nach diesen Kriterien eine Punktzahl geben und sie entsprechend in einer Rangliste einteilen. Wären Männer wie Frauen ähnlich in den Punkten verteilt, so wäre Partnerwahl eine gleichberechtigte Angelegentheit, bei welcher der Mann mit den meisten sozio-ökonomischen Punkten sich mit derjenigen Frau mit den meisten biologischen Punkten paart, derjenige mit den zweitmeisten... und so weiter. Das Problem ist jetzt jedoch, dass die Frauen bei den biologischen Punkten mehr oder weniger gleichverteilt sind, die Punkte bei den Männern in den höheren Bereichen ziemlich abgehoben sind vom Rest. Halt! mag jetzt die eine oder andere schreien, "es gibt dies schliesslich auch bei den Frauen, z.B. Topmodels." Stimmt, diese wenigen Frauen mögen vielleicht auf einer Schönheitsskala nochmals 10, vielleicht 20 oder 30% schöner sein als das Durchschnittsmodel. Aber bei den Männern ist es halt nun mal so, dass ein Milliardär einen Faktor 1000 potenter ist als ein Millionär, zumindest ökonomisch.

Diese Ungleichverteilung führt nun zu einem interessanten Problem im Geschlechterkrieg. In einem monogamen System, kann man davon ausgehen, dass Mann no. 1 Frau no. 1 kriegt, Mann no. 2 Frau no. 2 und so weiter. In den tiefen Regionen der Rangliste ist der Aufwand, um sich nach vorne zu arbeiten, für beide Geschlechter ähnlich, den Lohn, in Form eines besseren Partners, ist ebenfalls verleichbar, der Stress, den sich beide Geschlechter machen also etwa ähnlich. Kommt man nun aber in den vorderen Bereich der Rangliste, so ist es für eine Frau noch machbar, sich weiter nach vorne zu arbeiten, der Lohn den sie dafür kriegt ist überproportional, wegen des starken Anstiegs der Punkte der potentiellen Partner. Folglich machen sich diese Frauen entsprechend viel Stress.

Der Mann hingegen, muss sich unheimlich anstrengen, um sich noch einen Rang nach vorne zu arbeiten, die Abstände werden unheimlich gross. Der Lohn für die Anstrengung ist jedoch kaum vorhanden, da die Frauen nich mehr im gleichen Masse an biologischen Punkten zulegen. Sich da noch Stress zu machen lohnt sich definitiv nicht.

Sobald wir jedoch in eine polygame Gesellschaft wechseln, so steht die Frau einer neuen Möglichkeit gegenüber. Sie wählt nicht mehr den besten Mann, welchen sie kriegen kann, sondern sie wählt denjenigen, bei dem sie den grössten Anteil an seinen sozio-ökonomischen Punkten haben kann. Das ganze pendelt sich so ein, dass es bei jedem Mann mit vielen Punkten etwa gleich viel pro Frau zu holen gibt. Wozu dies führt, kann sich jeder selbst überlegen: die no. 1 unter den Männer kriegt plötzlich nicht mehr die no. 1 unter den Frauen, sondern irgendwie 100 Frauen aus den Top 10000, die no. 2 vielleicht immerhin noch 98 aus den Top 11000 und so weiter. Schön für diese. Doch bereits wer nach 10% der Rangliste kommt, und bisher eine Frau aus den besten 20% bekam, kriegt vielleicht noch 2 Frauen, aber dafür nur noch vom Ende der Tabelle, ein Mann im 2ten Viertel der Tabelle, kann froh sein wenn er noch eine Frau kriegt, und wer in der zweiten Hälfte der Rangliste geht, sollte Hoffnung auf eine Frau schon gar nicht erst aufkommen lassen.

Für Frauen ist dies sehr relaxend, sie stehen nicht mehr im Konkurrenzkampf mit anderen, da der Tabellenrang für sie nicht mehr entscheidend ist, sondern sie einen Lohn proportional zu ihren biologischen Punkten kriegt. Für den Mann hingegen, wenn er nicht gerade sicher in den besten 10% ist, bedeutet dies einen riesen Stress, denn es geht nicht mehr drum, krieg ich einen Frau mit viel oder wenig biologischen Punkten, sondern es geht um alles oder nichts. Und da "nichts" gleichbedeutend ist mit einem evolutionärem Versagen seiner Gene, muss er dafür bereit sein Stress einzugehen bis er krepiert (Tod ist evolutionär gesehen nicht schlimmer als Kinderlosigkeit).

Man mag jetzt anmerken, wir würden in einer Gesellschaft leben, in der Polygamie verboten ist, entsprechend die ganze Diskussion müssig. Doch Monogamie wird nur für die Ehe verlangt, ausserhalb derer darf jeder mit jedem ins Bett steigen wie er oder sie will, also ein polygames System. Dies deckt sich auch mit den Erkenntnissen, welche wir von unserer Umwelt haben: geht es um langfristige Partnerschaft bzw. Ehe, so sind es eher die Frauen, welche unter Stress stehen. Geht es jedoch um Sex zwischen Singles, so liegt der gesammte Druck auf den Schultern der Männer. Jetzt dürfte der zweite Einwand kommen, es ginge dabei ja nur um Sex und nicht um irgendwelche Nachkommen, deren biologische und soziale Merkmale optimiert werden müssen. Doch evolutionär gesehen ist es genau das gleiche, wie die beiden kleinen Katzen, die sich balgen: ein Spiel als Vorbereitung auf den Ernstfall. Und je näher dieses Spiel "an der Realität" ist, um so mehr profitiert man davon.

Vielleicht schreien jetzt ein paar Frauen auf, sie würden Männer fürs Bett nicht nach sozio-ökonomischen Gesichtspunkten wählen. Doch wie schätzt man von jemandem, den man nur kurz sieht, diese Punkte überhaupt ab? Ueber die Oekonomische Potenz gibt das Aeussere auskunft: ist er geschmackvoll und à la mode gekleidet, vielleicht besitzt er noch ein teures extra wie eine Rolex oder ein grosses Auto? Den sozialen Status erkennt man daran, wie sich jemand gibt: nur wer hoch oben in der Rangliste steht kann es sich leisten, anderen gegenüber arrogant zu sein. Man kann natürlich auch arrogant sein, wenn man es sich nicht leisten könnte, genau so, wie man ein dickes Auto fahren kann, ohne die entsprechenden Finanzen. Aber wie heisst es so schön mit dem Schein und Sein... ;)

So und jetzt verreisst mich und meinen Eintag, wir haben es nicht anders verdient.


P.S.: Für Physiker: wie war das mit Fermionen und Bosonen ;)

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